Ein Überblick über verschiedene Fördermöglichkeiten
Aufholen nach Corona ist ein großes Förderpaket, das die Bundesregierung für Kinder und Jugendliche geschnürt hat. Es soll die Folgen der Pandemie für diese Zielgruppe lindern, ihnen ein unbeschwertes Aufwachsen und Aufholen von Lernrückständen ermöglichen. Für die Jahre 2021 und 2022 hat der Bund dafür 2 Milliarden Euro bereitgestellt.
Diese stolze Summe wird auf verschiedene Akteure verteilt, dazu gehören die einzelnen Bundesländer, aber auch Stiftungen oder Bundesverbände. Diese Akteure wiederum verteilen das Geld weiter, damit entstehen zurzeit jede Menge Fördermöglichkeiten für Projekte.
Diese Fördermöglichkeiten solltest du prüfen. Wichtig zu wissen: Die Projekte sollen schnellstmöglich starten, zum Teil schon nach oder sogar in den Sommerferien. Dies geschieht vor allem mit Blick auf die Zielgruppe, Aufholen nach Corona ist jetzt wichtig, nicht erst im Sommer nächsten Jahres.
In diesem Beitrag gebe ich dir einen Überblick über die verschiedenen Akteure und einen kurzen Abriss, was sie fördern werden. Unter dem jeweiligen Link kannst du dich dann genauer informieren.
100 Millionen für Sprachkitas
In Sprach-Kitas werden bis zu 1.000 zusätzliche Fachkräfte gefördert, das Antragsverfahren dazu läuft bereits seit Anfang Juni, mehr Infos dazu findest du im Bundesprogramm Sprach-Kitas.
Bestehende und neue Sprach-Kitas können darüber hinaus einen „Aufholzuschuss“ beantragen. Dieser umfasst
- Zusätzliche Lernmaterialien
- Pädagogische Angebote
- Zusätzliche Kita-HelferInnen
- Einen Digitalisierungszuschuss
Mehr Infos zum Aufholzuschuss soll es ab Sommer – was immer das heißen mag – über das Programm Frühe Chancen geben.
50 Millionen für die Bundesstiftung Frühe Hilfen
Diese Fördergelder gehen zwar an die Bundesstiftung, werden von da aus aber an die Länder verteilt, die dort seit Anfang Juli Anträge stellen können. Entsprechend muss auch du dich an dein Bundesland wenden, um Fördergelder aus diesem Topf zu erhalten.
Gefördert werden die üblichen Frühen Hilfen wie zum Beispiel
- Familienpaten und Lotsinnen,
- digitale Beratungsangebote,
- mobile Frühe Hilfen,
- Elterncafés oder längerfristige Begleitung von Familien
50 Millionen für den Kinder- und Jugendplan des Bundes
Von diesen Geldern können freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe profitieren, 10 Millionen sind für 2021 geplant, die restlichen 40 Millionen für 2022. Verteilt werden sie über bundeszentrale Verbände oder Zentralstellen des Kinder- und Jugendplanes. Dazu gehören zum Beispiel
- der Verband Deutscher Musikschulen
- die Pfadfinder
- die Deutsche Sportjugend
- die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung,
- der Bundesverband der Jugendkunstschulen
- die Jugendfeuerwehr
- die Naturfreunde
- Jugendbildungsstätten
Inhaltlich geht es darum,
- Kindern und Jugendlichen Gelegenheit zu sozialem Lernen zu geben
- Sportliche und kulturelle Bildungsangebote
- Medienkompetenzförderung und Demokratiebildung
- Gewinnung und Qualifizierung von Ehrenamt
- Internationale Fachkräfteprogramm zur (Wieder)aufnahme von Jugendaustausch
Dazu sind diese Formate förderfähig:
- Ferienfreizeiten
- Mehrtägige Angebote mit und ohne Übernachtung
- Begegnungs- oder Bewegungsangebote
- Digitale Formate
- Kleinaktivitäten
Mehr Infos zu dieser Fördermöglichkeit findest du bei deinem Bundesverband oder beim BMFSFJ
50 Millionen für Familienferienstätten
Über diese Förderung will Aufholen nach Corona Familien mit kleinem Einkommen oder einem Angehörigen mit Behinderung einen preiswerten Familienurlaub ermöglichen. 2021 und 2022 sollen sie für nur 10% der Kosten eine Woche Urlaub in einer gemeinnützigen Familienferienstätte machen können. Ab Frühherbst soll dieses Angebot für sie buchbar sein
Die für dieses Angebot notwendigen Zuschüsse können Familienferienstätten ab Sommer beantragen, nähere Infos dazu sollen folgen.
70 Millionen für Kinder- und Jugendfreizeiten in den Ländern
Der Name sagt es schon, dies ist wieder eine Fördermöglichkeit, die über die Länder läuft, Infos dazu musst du dir also in deinem Bundesland holen. Schon ab den Sommerferien 2021 sollen zum Beispiel diese Aktivitäten gefördert werden:
- Günstige Ferien und Wochenendfreizeiten
- Angebote auf pädagogisch betreuten Spielplätzen
- Bewegungsangebote auf Sportplätzen
- Internationaler Jugendaustausch
30 Millionen für die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE)
Die Gelder aus Aufholen nach Corona setzt die DSEE mit insgesamt fünf Förderprogrammen um. Drei davon habe ich im Beitrag Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt beschrieben – Engagiertes Land, 100 x digital und Bildungsturbo. Neu dazugekommen ist das Programm Zukunftsmut und das Programm Ehrenamt GEWINNEN, Engagement BINDEN, Zivilgesellschaft STÄRKEN.
Zukunftsmut hat diese Förderziele:
- Stärkung bürgerschaftlicher Aktivitäten vor Ort, die Kinder, Jugendliche und Familien durch freiwilliges Engagement adressieren, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Räumen.
- Stärkung von innovativen Bildungs-, Gesundheits-, Lern- und Freizeitangeboten für Kinder, Jugendlichen sowie deren Familien.
- Aufholen pandemiebedingter Rückstände.
- Verbreitung guter Praxis
Für die ersten drei Punkte gibt es bis zu 15.000 Euro Förderung, der letzte Punkt – die Verbreitung guter Praxis kann mit bis zu 150.000 Euro gefördert werden. Mehr Infos zu Zukunftsmut findest du hier.
Ehrenamt GEWINNEN, Engagement BINDEN, Zivilgesellschaft STÄRKEN ist eine Mikroförderung in strukturschwachen und ländlichen Räumen. Gefördert werden hier Projekte zur Gewinnung und Bindung von Ehrenamt und dem Aufbau von Strukturen. Dazu gibt es bis zu 2.500 Euro Förderung. Mehr Infos zu diesem Programm findest du hier.
Für beide Programme ist die Antragsfrist der 15. August.
10 Millionen für das Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus
Aus den Fördermitteln von Aufholen nach Corona können Mehrgenerationenhäuser für 2021 bis zu 15.000 Euro, für 2022 bis zu 20.000 Euro an Fördermitteln beantragen. Damit können sie Angebote für Kinder, Jugendliche und ihre Familien ausbauen. Gefördert werden Sach- und Personalkosten, das Antragsverfahren beginnt im Sommer, ab dem Spätsommer sollen Angebote laufen.
50 Millionen für Kultur macht stark
Kultur macht stark ist ein Bundesprogramm zur außerschulischen kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Es hat ein sehr breites Spektrum und eine Förderquote von bis zu 100%.
- Bewegung und Tanz
- Zirkus
- Film – schauen oder selber drehen
- Angewandte und bildende Kunst – Malerei, Zeichnung, Collage, Druck, plastisches Arbeiten, Bühnenbild, Foto, Viedeo Film und digitale Techniken
- Spielkultur – spielerisches Gestalten, erkunden, erfahren, Games
- Museum
- Musik – Chorprojekte, Songwriting, Musical, Kurse im Vorschulbereich
- Theater
- Literatur/Lesen – Poetry-Slam, Leseförderung, Schreibwerkstätten
- Erkunden und Erfahren – spielerisch den Sozialraum erkunden
- Digitale Medien – kreative Nutzung digitaler Medien, Sound, Technik. Musik mit app
- Alltagskultur
Den Antrag stellst du hier über verschiedene Dachverbände, die für die jeweilige Thematik – Theater, Literatur und so weiter – stehen. Es gibt dazu einen Blogbeitrag, der dir die Systematik von Kultur macht stark genau beschreibt, du findest ihn hier.
100 Millionen für die Deutsche Kinder und Jugendstiftung (DKJS)
Die DKJS beteiligt sich an Aufholen nach Corona mit dem Zukunftsfonds, in den die Gelder des Bundes einfließen. Über den Zukunftsfonds werden acht verschieden Formate gefördert, dazu gehören
- Regelmäßige Kurse
- Einmalige Angebote
- Qualifizierung von Fachkräften und Begleitpersonen
- Transfer guter Praxis
Sämtliche Projekte sollen dazu beitragen,
- die Resilienz und emotionale Stabilität von Kindern und Jugendlichen zu stärken,
- ihre Selbstlernkompetenzen zu fördern,
- ihnen soziales und emotionales Lernen zu ermöglichen,
- sie bei der Wiederaneignung verlorener Alltagsstrukturen und –erfahrungen zu unterstützen,
- pädagogische BegleiterInnen zu qualifizieren
Hier können auch Dachorganisationen einen Antrag stellen, um Rahmenkonzepte für Projekte zu entwickeln, die ihre Mitgliedsorganisationen dann beantragen können. Ein Antrag ist ab Mitte August möglich, nächste Woche gibt es zu dieser Fördermöglichkeit nähere Infos auf dem Blog.
220 Millionen für zusätzliche Sozialarbeit und Freiwillige in Schulen oder der Kinder- und Jugendhilfe
Das ist wieder eine Fördermöglichkeit, die über die Länder läuft. Gefördert werden sollen hier zum Beispiel
- Mobile Jugendhilfeteams
- Psychosoziale Beratung an Schulen
- Coaching von Eltern oder Kindern bei Krisen zuhause.
Nähere Infos dazu kannst du bei deinem Bundesland in Erfahrung bringen.
Fazit
Ich finde, das ist ein wirklich umfangreiches Programm mit vielen verschiedenen Fördermöglichkeiten, das hier an den Start geht. Klar, die Fristen sind zum Teil sehr kurz, aber es nutzt den betroffenen Kindern und Jugendlichen ja auch nichts, wenn das erste Projekt im Februar nächsten Jahres startet.
Bei einigen der genannten Fördermöglichkeiten ist es auch so, dass auf Bewährtes und vorhandene Strukturen zurückgegriffen werden kann, du musst also nicht unbedingt ein komplett neues, innovatives Projekt konzipieren, das spart ja auch schon mal Zeit.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg, solltest du einen Antrag stellen wollen.
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