So setzt du Sprache am sinnvollsten ein
Willst du eine Förderung erhalten, muss dein Antrag überzeugen. Entscheidend ist dafür die Qualität deines Projektes, aber auch die Sprache, in der du es beschreibst. In diesem Beitrag gebe ich dir sieben Tipps, wie du das wichtige Werkzeug Sprache für einen erfolgreichen Antrag effektiv einsetzen kannst.
Lass uns gleich loslegen.
Tipp 1: Abkürzungen
Benutze so wenig Abkürzungen wie möglich. Das gilt ganz besonders für interne Abkürzungen, die solltest du ganz vermeiden! Dir sind sie vertraut, der Leserin deines Antrages aber nicht.
Oder weißt du, was eine KF ist? Oder DiCV? Wahrscheinlich nicht, jedes Kolpingmitglied wird dir aber sagen können, dass KF die Abkürzung für Kolpingfamilie ist, Mitarbeitende der Caritas wissen, dass DiCV für den Diözesan-Caritasverband steht. Bist du ganz in die Inhalte deines Projektes vertieft, rutscht dir schnell mal eine solche interne Abkürzung durch, beim externen Leser deines Antrages sorgt sie für Verwirrung.
Manche Antragsformulare haben vorgegebene Zeichenzahlen, um Zeichen zu sparen lassen sich Abkürzungen nicht immer vermeiden. Dann führe sie aber auf jeden Fall ein, also einmal in der ausgeschriebenen Version mit der Abkürzung in Klammern dahinter: Kolpingfamilie (KF)
Tipp 2: Ermordeten Verben
Setze Wörter, die auf -ung enden – Entwicklung, Gestaltung, Förderung, Ermutigung – möglichst sparsam ein. Sie machen deinen Text sperrig und nehmen ihm die Dynamik. Irgendwo habe ich mal gehört, dass diese ung-Wörter lauter ermordete Verben sind. In jedem dieser Wörter steckt ein Verb-entwickeln, fördern, gestalten, ermutigen – nutze das stattdessen und ersetze all diese Wörter durch das entsprechende Verb.
Beispiel:
Entwicklung von Instrumenten zur Erkennung und Bekämpfung frühzeitiger Anzeichen häuslicher Gewalt,
Besser:
Instrumente entwickeln um frühzeitige Anzeichen häuslicher Gewalt besser zu erkennen und zu bekämpfen.
Tipp 3: Aktiv statt Passiv
Wo wir schon mal bei Verben sind, nutze sie in der aktiven Form und verwende so wenig Passiv wie möglich. Du willst in deinem Antrag ja vermitteln, dass in deinem Projekt jede Menge Aktion steckt. Das vermittelst du aber nicht, wenn du Verben in ihrer passiven Form benutzt, denn dann tust du nicht, sondern es wird getan. Von wem auch immer.
Aktive Verben machen einen Text lebendig, aktiv, und das ist das Bild, das du von deinem Projekt malen solltest.
Beispiel:
In der Projektwoche werden die Ergebnisse der Gruppen präsentiert.
Besser:
In der Projektwoche präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse.
Tipp 4: Punkte sind schön!
Dieser Tipp fällt wieder unter die Rubrik „Mach deinem Förderer das Lesen nicht zu schwer“. Dazu gehört, deine Sätze nicht zu lang oder gar verschachtelt mit Einschüben und Nebensätzen zu gestalten. Mach statt einem weiteren Komma lieber mal einen Punkt. Ein sehr schönes Beispiel dafür ist dieser Satz:
Es traf sich, dass der Kurfürst von Sachsen auf die Einladung des Landdrosts, Grafen Aloysius von Kallheim, der damals an der Grenze von Sachsen beträchtliche Besitzungen hatte, in Gesellschaft des Kämmerers, Herrn Kunz, und seiner Gemahlin, der Dame Heloise, Tochter des Landdrosts und Schwester des Präsidenten, andrer glänzenden Herren und Damen, Jagdjunker und Hofherren, die dabei waren, nicht zu erwähnen, zu einem großen Hirschjagen, das man, um ihn zu erheitern, angestellt hatte, nach Dahme gereist war […]
Ich überlasse es dir, dieses Prachtstück in verständliche Einzelstücke zu zerlegen…
Eine lesefreundliche Satzlänge liegt bei 14 Wörtern. Nimm das als Orientierung und prüfe, ob du den ein oder anderen Satz in deinem Antrag nicht in zwei Sätze teilen kannst.
Natürlich musst du nicht jeden Satz sklavisch auf 14 Wörter runterbrechen. Dann wird der Text monoton und hakelig zu lesen. Die Abwechslung macht´s, finde also deinen Satzlängen-Mix.
Tipp 5: Fremdwörter sparsam einsetzen
Manch einer denkt, er zeigt seine Fachlichkeit durch den ausgiebigen Einsatz von Fremdwörtern. Dem möchte ich heftig widersprechen.
Fremdwörter sind meist viel unpräziser als das deutsche Wort und vermitteln nur eine schwammige Vorstellung von dem, was gemeint ist. Das wirst du feststellen, wenn du versuchst, ihren Inhalt mit eigenen Worten wiederzugeben. Aber diese Arbeit lohnt sich, denn du willst in deinem Antrag ja ein klares, aktives Bild deines Projektes vermitteln.
Um zu erkennen, ob deine Projektidee durchdacht und hilfreich ist, braucht kein Mensch eine Flut von Fremdwörtern.
Tipp 6: Einfach und klar formulieren
Versuche das, was du sagen willst, möglichst einfach und klar zu formulieren. Bau dazu keine komplizierten Satzkonstruktionen mit langen Wörtern, dein Antrag soll ja kein wissenschaftlicher Text werden. Ein Beispiel:
So werden sowohl die Bewältigungsfähigkeiten von Kindern als auch die Eltern dahingehend gestärkt, dass diese besser mit belastenden Situationen umgehen können.
Meine Kollegin hat für diese Art des Textens ein sehr schönes Wort, sie nennt es verschwurbelt.
Besser: Kinder und Eltern lernen, wie sie belastende Situationen anders bewältigen und besser mit ihnen umgehen können.
Die Aussage des Satzes ist die gleiche, er hat aber mehr Verben, keinen Passiv mehr und ist angenehmer zu lesen.
Tipp 7: Das Auge isst mit
Strukturiere deinen Antrag durch Absätze, denk daran, das Auge isst mit, oder vielmehr liest mit. Vermeide eine Bleiwüste, die aus einem einzigen ellenlangen Absatz besteht. So eine Bleiwüste wirkt sehr abschreckend und manch einer mag dann gar nicht erst mit Lesen anfangen. Gib dem Auge des Lesers Haltepunkte, indem du immer wieder Absätze einfügst.
Nimm einen Gedanken pro Absatz, der nächste Gedanke darf seinen eigenen Absatz haben. So ist der Text gleich angenehmer zu lesen.
Fazit
Du hast deinen Antrag schon fertig geschrieben und dieser Beitrag kommt zu spät für dich? Macht gar nichts. Nimm deinen Antrag nochmal zur Hand und prüfe deinen Text kritisch auf die sieben Tipps, die ich hier aufgezählt habe. Bestimmt wirst du noch das ein oder andere finden.
Kurz, klar und bildhaft zu schreiben ist eine echte Herausforderung, das umständliche langatmige Formulieren geht uns so viel leichter von der Hand. Es ist so viel leichter, viele Worte zu verwenden, statt kurz und klar zu formulieren. Wie John Steinbeck so schön sagte: Wenn einem Autor der Atem ausgeht, werden die Sätze nicht kürzer, sondern länger. Das Schreiben zu verbessern braucht Zeit, gib sie dir und ruf dir diese sieben Tipps immer wieder ins Gedächtnis.
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