Kategorie „Alte Schätze“

Über die Jahre haben sich im Blog viele Beiträge angesammelt, darunter einige Schätze, die es wert sind, gehoben und noch einmal gelesen zu werden. Einer davon ist dieser hier, „Indikatoren in Fördermittelanträgen“, erstmals veröffentlicht im Juni 2019: 

Was ist ein Indikator und wie lege ich ihn fest?

Einige Förderer erwarten von dir, dass du im Antrag Indikatoren zur Zielerreichung festlegst. Besonders im entwicklungspolitischen Förderfeld wird dir das immer wieder begegnen. Wie du damit umgehen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist ein Indikator?

Vielleicht erinnert dich das Wort ‚Indikator‘ an den Chemie-Unterricht. Dort wird Lackmus-Papier als Indikator für Säuren eingesetzt. Taucht man einen Streifen Lackmus-Papier in eine Flüssigkeit und der Streifen färbt sich rot, ist das ein Nachweis, dass die Flüssigkeit eine Säure ist.

Das beschreibt auch schon die Funktion eines Indikators: Er wird als Nachweis eingesetzt, dass eine bestimmte Annahme korrekt oder eben nicht korrekt ist, er beschreibt auch, wie eine bestimmte Veränderung gemessen werden kann.

Indikatoren in gemeinnützigen Projekten

Dieses Prinzip gilt auch in Projekten. Indikatoren werden hier als Nachweis genutzt, dass ein Projekt(teil)ziel erreicht wurde. Projektziel und Indikator hängen also eng zusammen. Indikatoren sind ein Hinweis darauf, dass dein Projekt die gewünschte Wirkung hatte und diese Wirkung hast du ja in deinem Projektziel beschrieben.

Was nutzen Indikatoren?

Indikatoren sind für deinen Förderer interessant, denn du gibst ihm damit Belege, dass dein Projekt wirklich etwas bewegt hat. Und das möchte natürlich jeder Förderer mit seiner Zuwendung erreichen.

Indikatoren sind aber auch für dich interessant. Setzt du Indikatoren ein, musst du dich vielleicht mehr als sonst mit der Wirkung deines Projektes auseinandersetzen. Sie helfen dir zu prüfen, ob du mit deinem Projekt auf dem richtigen Weg bist und können bei der Projektsteuerung nützlich sein.

Beispiel

Ein simples Beispiel, um es etwas anschaulicher zu machen:

Du führst ein Projekt durch, mit dem du BewohnerInnen der Stadt Z zum Thema ABC informieren willst.

Aktivitäten deines Projektes sind Veranstaltungen, Infomaterialien und eine Website mit Informationen zum Thema.

Beispiel für einen Indikator: 1000 BewohnerInnen der Stadt Z sind zum Thema ABC informiert. Nachweis/Methode/Instrument: TN-Anzahl der Veranstaltungen durch TN-Listen oder Presseberichte, Anzahl der angeforderten Info-Materialien, Anzahl der Clicks auf der Website.

Indikatoren und Nachweise

Wie du an dem Beispiel siehst, stehen Indikatoren nicht einfach als Behauptung im Raum, sie müssen beobachtbar oder messbar sein. Hinter jedem Indikator sollten Daten stehen, die überprüfbar sind. Diese Daten kannst du aus den verschiedensten Quellen ziehen, wie zum Beispiel aus einer Statistik, über Teilnehmer-Feedback, aus Beobachtung, Fragebögen oder anderen Evaluationsmethoden.

Evaluation sagt dir nichts? Dann schau hier im Blog nach, lies die dir die Beiträge Einfache Wege zur Evaluation oder Evaluationsmethoden für die Praxis durch und schon bist du schlauer!

Die genannten Quellen sind aber nur ein kleiner Bereich möglicher Quellen für Indikatoren. Ich sagte es schon, Indikatoren stehen in enger Verbindung zu den Projektzielen. Und so vielfältig, wie Projektziele sein können, so vielfältig können auch Indikatoren sein.

Beispiele

Machst du zum Beispiel ein interkulturelles Projekt, um in deinem Stadtteil Grenzen zwischen den Kulturen aufzubrechen, könnte ein Indikator sein, dass es vermehrt gemeinsame Aktionen verschiedener Kulturen gibt. Oder dass auf Veranstaltungen der einen Gruppe vermehrt Teilnehmer aus der anderen Gruppe zu beobachten sind.

Machst du ein Projekt, um eine aktive Nachbarschaft aufzubauen, könnten die gemeinsamen Aktionen oder Gruppierungen, die sich zusammenfinden ein Indikator für die Wirksamkeit deines Projektes sein.

Oder ganz konkret auf diesen Beitrag bezogen:

Ziel des Blogbeitrages: LeserInnen wissen nach der Lektüre, was ein Indikator ist und können Indikatoren für ihr Projekt entwickeln.

Indikator: 80% der LeserInnen des Blogbeitrages beantworten Wissensfragen zu Indikatoren korrekt.

Nachweis/Methode/Instrument: Wissenstest zum Ende der Lektüre, standardisierte Fragebögen.

An diesen Beispielen siehst du, dass Indikatoren ganz stark von den Zielen deines Projektes abhängen. Um einen Indikator zu entwickeln, musst du also an deinen Zielen ansetzen.

Vergleichbar wozu?

Die beiden ersten Beispiele stehen für Indikatoren, die eine positive Entwicklung anzeigen. Hier ist es wichtig, dass du zu dieser Entwicklung auch einen Ausgangswert hast, auf den sich die Zahlen deines Projektes beziehen.

Ganz klar wird das am Beispiel der aktiven Nachbarschaft. Wenn dein Indikator ist, dass vermehrt Aktivitäten in der Nachbarschaft stattfinden, brauchst du als Vergleich die Zahl der Aktivitäten vor Projektbeginn.

Woher die Daten nehmen?

Nicht immer hast du solche Daten für dein Projekt. Besonders bei Projekten, wo es um Wissen oder Handlungskompetenzen geht, die die Teilnehmenden erwerben sollen, kann es schwierig sein, Daten für die Ausgangslage zu finden.

Hier kannst du dir helfen, indem du zu Beginn deines Projektes eine Abfrage machst und die notwendigen Daten zum Beispiel über einen Fragebogen erhebst.

Doch jetzt lass uns schauen, wie du für dein Projekt Indikatoren entwickeln kannst.

4 Schritte zur Formulierung eines Indikators.

Schritt 1 – Der Blick auf die Projektziele

Für dein Projekt hast du Ziele festgelegt, sie sind positiv formuliert und beschreiben den Zustand nach Durchführung des Projektes. Gerne kannst du dir hierzu den Beitrag XXX durchlesen.

Was ist anders, nachdem dein Projekt gelaufen ist? Was hat sich bei deiner Zielgruppe in Bezug auf ihr Wissen, ihre Kompetenzen, ihre Einstellungen und Emotionen, ihrer Kommunikation oder ihrem Verhalten positiv verändert? Schreib dir diese Veränderungen auf.

Beispiel: Du bietest eine Hausaufgabenbetreuung für Grundschulkinder aus prekären Lebenssituationen an, die zuhause keine adäquate Unterstützung erhalten.

Grob formuliert ist dein Projektziel, den Bildungserfolg dieser Kinder zu verbessern. Das ist aber noch sehr allgemein formuliert, für deinen Indikator musst du konkreter werden.

Schritt 2 – Woran konkret siehst du den Erfolg deines Projektes?

Wenn dein Projekt ideal läuft, woran merkst du, dass du die gewünschte Wirkung erzielt hast? Wie zeigt sich ein besserer Bildungserfolg konkret bei den Kindern?

Das könnten zum Beispiel bessere Noten sein. Oder Lernmethoden, die die Kinder nun kennen und anwenden. Oder eine steigende Anzahl von Kindern, die eine Empfehlung für eine höhere Schulform erhalten. Oder, oder, oder. Schreibe auch das auf.

Schritt 3 – Wie könntest du das nachweisen?

Nun überlege dir, wie du diese konkreten Entwicklungen belegen könntest. In dem genannten Beispiel ist das nicht so schwer. Du könntest zum Beispiel den gestiegenen Notendurchschnitt als Hinweis für die Wirkung deines Projekts anführen. Dazu brauchst du natürlich die Ausgangswerte, sonst kannst du ja nicht belegen, dass sich etwas positiv verändert hat.

Du kannst durch gezielte Beobachtung feststellen, wie einzelne Kinder Lernmethoden anwenden. Wie gehen sie an Aufgabenstellungen heran? Werden sie selbstständiger? Gibt es dazu Rückmeldungen der Lehrerin?

Überlege dir also genau, welche Methode oder welches Instrument du einsetzen kannst, um den Indikator mit Daten zu füllen.

Schritt 4 – Indikator formulieren

Formuliere nun deinen Indikator und nutze dabei die SMART-Regel. Das heißt, formuliere

Spezifisch – so eindeutig sein, dass jeder weiß, was gemeint ist

Messbar – in irgendeiner Form quantifizierbar

Attraktiv – manchmal steht hier auch Akzeptiert, das heißt, es besteht Einigkeit, dass dieser Indikator sinnvoll ist

Realistisch – setz die Latte nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig, ein bisschen Ansporn ist schon gut

Terminiert – verbinde den Indikator mit einem konkreten Zeitpunkt oder Zeitraum.

Beispiel: Bis zum (DATUM) verbessert sich der Notendurchschnitt von 40% der Kinder, die an der Hausaufgabenbetreuung teilnehmen, um 0,2 Punkte.

Schritt 3 und 4 sind austauschbar. Ich würde es so herum angehen, denn wenn ich keine Idee habe, welche Instrumente ich für den Indikator einsetzen kann, muss ich mir nicht die Mühe machen, ihn zu formulieren. Du kannst es aber gerne auch anders halten.

Indikatoren für die Aktivitäten

Du kannst auch Indikatoren für die Aktivitäten deines Projektes entwickeln, in der Wirkungslogik werden die Aktivitäten auch Output genannt. Diese Indikatoren sind deutlich einfacher, als Indikatoren für Projektziele, weil du hier mit Teilnehmerlisten, Protokollen oder Presseberichten deutlich einfacher Nachweise für deine Indikatoren finden kannst.

Aktivitäten im Projekt sind schließlich ja auch notwendig, damit du dein Projektziel erreichen kannst. Sie können ein Indikator für die Akzeptanz und Zufriedenheit deiner Zielgruppe mit deiner Projektarbeit sein, auch eine wichtige Voraussetzung, damit du deine Projektziele erreichst.

Trotzdem solltest du nicht nur Indikatoren auf der Output-Ebene entwickeln, allenfalls sollten diese ergänzend neben den Indikatoren deiner Projektziele stehen. Schließlich sollst du ja die Wirkung deiner Aktivitäten nachweisen und nicht ihre bloße Durchführung.

Und sonst noch….

Der Vollständigkeit halber zum Schluss des Beitrages noch zwei Infos zu Indikatoren: Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen, direkte und indirekte Indikatoren und qualitative oder quantitative Indikatoren.

Direkte und indirekte Indikatoren

Diese Einteilung beschreibt, wie du die Indikatoren nachweisen kannst. Daten zu direkten Indikatoren kannst du direkt erfassen, sie sind meist zählbar oder messbar. Hierzu gehört zum Beispiel das Alter, das Geschlecht oder die Anzahl der Teilnehmenden.

Indirekte Indikatoren kannst du nicht so einfach erfassen. Hierzu gehören Werte, Wissen und Einstellungen. Um hierüber mehr zu erfahren musst du dir zuerst überlegen, wie sie sich zeigen können. An welchem Verhalten machst du zum Beispiel bestimmte Werte fest? Welche Kommunikation kann damit verbunden sein?

Du musst also einen indirekten Weg gehen um zu deinem Indikator zu gelangen. Vielleicht brauchst du dafür sogar mehr als einen.

Qualitative und quantitative Indikatoren

Quantitative Indikatoren drücken sich in Zahlen aus, wie zum Beispiel die Anzahl der Teilnehmenden oder die Anzahl der Website-Clicks.

Qualitative Indikatoren werden mit Worten beschrieben, wie zum Beispiel die Einstellung der Teilnehmenden oder ihre Zufriedenheit mit den Projektaktivitäten. Diese kannst du  natürlich auch quantifizieren wie zum Beispiel so: 80% der Teilnehmenden des Workshops XY geben an, dass sie zum Thema AB viele neue Informationen erhalten haben.

Du denkst es dir wahrscheinlich schon – qualitative Indikatoren sind auch häufig indirekte Indikatoren. Aber das nur am Rande….

Fast fertig – Literaturtipps und ein Wort zum Schluss

Indikatoren sind kein einfaches Thema, aber wenn du die vier Schritte zur Formulierung eines Indikators gehst, sollte es dir gelingen. Vielleicht sprühst du sogar nur so vor Ideen, wie man die Wirkung deines Projektes nachweisen könnte, dann prüfe, welche davon wirklich aussagekräftig und mit einem leistbaren Aufwand zu belegen sind. Es kommt nicht auf die Masse an, sondern auf die Qualität, deshalb beschränke dich auf einige Indikatoren.

Du möchtest dazu mehr lesen, weil du noch einige Fragen hast? Hier findest du weitere Infos zum Download:

Phineo hat eine Lernplattform zur Wirkung von Projekten und ein Kursbuch Wirkung, das natürlich in Gänze lesenswert ist, ab Seite 59 aber konkret auf Indikatoren eingeht.

Alternativ findest du im Handbuch ‚Projektmanagement, Qualitätsentwicklung, Selbstevaluation‘ von Rainer Strobl und Olaf Lobermeier ab Seite 77 hilfreiche Tipps und Beispiel zu Indikatoren. 

Ein guter Tipp ist auch die Handreichung ‚Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit‘ von Brot für die Welt, hier findest du neben Tipps für Indikatoren auch gleich Beispiel-Indikatoren für die verschiedensten Formate entwicklungspolitischer Bildungsarbeit und jede Menge Vorlagen für Evaluationsmethoden.

Hast du weitere gute Tipps? Oder kennst hilfreiche Literatur? Dann schreibe es gerne in den Kommentar!


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In der Rubrik „Der Antrag“ findest du viele Tipps zum Schreiben deines Antrages; wie du einzelne Elemente formulierst, Projektziele festlegst, Indikatoren entwickelst oder was du zu Gender oder Nachhaltigkeit schreiben kannst und vieles mehr.


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