Projektziele zu formulieren ist wirklich anspruchsvoll, hier passieren viele Fehler. Wenn du aber einen Förderantrag schreibst, wirst du in der Regel um die Formulierung der Projektziele nicht drumrum kommen. In diesem Beitrag erfährst du, welche Fehler du dabei vermeiden solltest und wie du ein gutes Projektziel entwickeln kannst.

Aktivitäten und Projektziele

Der erste Schritt auf dem Weg zu einem guten Projektziel ist, dass du die Aktivitäten deines Projektes – Workshop, Seminar, Übermittagsbetreuung oder was auch immer – und die Ziele deines Projektes sauber unterscheidest. Hier liegt eine der häufigsten Fehlerquellen: Die Aktivitäten werden zu Zielen erklärt.

Beispiel: Dein Projekt ist eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder mit Flüchtlingshintergrund.

Ziel: Ziel des Projektes ist es, eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder anzubieten.

Die Aktivität – in diesem Fall die Hausaufgabenbetreuung – ist aber nicht das Ziel, sondern die Maßnahme, die zum Ziel führt. Ohne sie wirst du dein Ziel nicht erreichen.

Ein Ziel könnte sein, Kindern mit Flüchtlingshintergrund ein ausreichendes Wissen zu vermitteln, dass sie Anschluss an das Lernniveau ihrer Klasse finden. Oder ihren Notendurchschnitt zu verbessern. Diese Ziele sind jetzt aber aus der Hüfte geschossen, du wirst gleich sehen, dass ein gutes Ziel noch weitere Elemente haben sollte.

Was beschreiben Ziele?

Ziele beschreiben den Zustand deiner Zielgruppe, nachdem sie an deinem Projekt teilgenommen hat. Was ist anders als vor dem Projekt? Was hat deine Zielgruppe gelernt, was hat sich bei ihnen verändert?

Wenn du also ein Ziel formulierst, stell dir vor, dein Projekt wäre perfekt gelaufen und ist gerade zu Ende. Deine Zielgruppe hat alle Angebote angenommen, aktiv und begeistert mitgewirkt.

Und nun beschreibe, was sie an neuem Wissen dazugewonnen hat, welche neuen Fertigkeiten oder Handlungsmöglichkeiten sie nun besitzt und wie das ihr Handeln oder ihre Einstellung verändert.

Nutze die Infos deines Förderers zur Zielformulierung

Viele Förderer beschreiben auf ihrer Homepage oder in ihrer Ausschreibung, was sie mit ihrer Förderung erreichen möchten, welches gesellschaftliche Problem sie angehen möchten. Diese Infos sind für dich doppelt hilfreich.

Fällt dir das Formulieren von Zielen schwer, schau dort nach, welche Ziele hat dein Förderer mit seiner Förderung? Lasse dich davon inspirieren! Übernimm auch gerne einzelne Formulierungen deines Förderers und passe sie auf dein Projekt an. So zeigst du, dass du deinen Förderer und sein Anliegen kennst und ihr auf dem gleichen Weg seid.

Soll dein Antrag Aussicht auf Erfolg haben, dann sollten deine Projektziele auch mit der Intention deines Förderers übereinstimmen. Hast du schon Ziele formuliert, prüfe dort noch einmal nach, ob auch dem Anliegen deines Förderers entsprechen und schärfe im Zweifel nach.

Hochgesteckte Ziele

Stecke deine Ziele nicht zu hoch, du wirst mit deinem Projekt nicht die Welt verändern. Oder Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene bewirken, wie die Arbeitslosigkeit oder die Kinderarmut senken. Diese Veränderungen sind sehr langwierig und schwierig zu messen, allenfalls kann dein Projekt einen Beitrag zu einer solchen Veränderung leisten.

Das wäre dann auch die angemessene Formulierung deines Ziels, solltest du ein so hoch gestecktes anstreben:

Das Projekt leistet einen Beitrag zu xyz

Nimm dir auch nicht zu viele Ziele vor, drei Projektziele sind gut, mehr als fünf sollten es nicht sein.

Veränderungen bei deiner Zielgruppe

Beispiele zur Zielformulierung

Für dein Ziel solltest du auf der Ebene deiner Zielgruppe bleiben. Die Veränderungen, die dein Projekt bei den Menschen, die daran teilnehmen, bewirkt, kannst du teilweise messen und die tatsächliche Wirkung deines Projektes damit nachweisen. Sie sind auch der erste Schritt hin auf dem Weg zu einer gesellschaftlichen Veränderung.

Welche Veränderungen könnten das sein und wie kannst du sie in dein Ziel einfließen lassen? Schau dir diese Beispiele an:

Teilnehmende aus deinem Projekt…

…verfügen über neues Wissen:

Beispiel für ein Bildungsprojekt für Vereinsmitglieder zu Moderationstechniken:

Ziel: Die Teilnehmenden kennen Moderationstechniken, um Vereinssitzungen erfolgreich und interaktiv gestalten zu können.

…verfügen über neues Wissen und können sich ein Urteil bilden

Beispiel für ein Projekt zur gesunden Ernährung:

Ziel: Die Teilnehmenden kennen Kriterien gesunder Ernährung und können Nahrungsmittel danach beurteilen

…verfügen über neues Wissen, um sich eine Meinung zu bilden

Beispiel für ein Umweltprojekt:

Ziel: Die Teilnehmenden kennen Ursachen und Risiken des Klimawandels und können sich zu der politischen Diskussion eine Meinung bilden

…verfügen über neue Fertigkeiten

Beispiel Handykurs für Senioren:

Ziel: Die Teilnehmenden kennen die wichtigsten Funktionen ihres Smartphones und können sie nutzen.

… verfügen über neue Handlungsmöglichkeiten

Beispiel Konflikttraining:

Ziel: Die Teilnehmenden kennen neue Konfliktlösungsstrategien und sind in der Lage, sie einzusetzen.

So formulierst du Projektziele

An diesen Beispielen kannst du zwei Dinge sehr gut erkennen:

Formuliere Projektziele positiv

Im Ziel beschreibst du immer das, was sein soll, nicht das was nicht erwünscht ist. Statt „ Die Teilnehmenden sind nicht mehr arbeitslos“ schreibst du, „Die Teilnehmenden finden eine Arbeitsstelle“. Ziele werden positiv formuliert.

Nutze die richtige Verbform

Ziele stehen im Präsens, denn du beschreibst hier ja einen IST-Zustand. Der ist zwar noch nicht erreicht, verkneife es dir trotzdem, hier Futur zu nutzen und Hilfsverben wie ‚wird‘ oder ‚werden‘ zu benutzen.

Was du dir auch verkneifen solltest ist das Wort ‚sollen‘

Beispiel: Die Teilnehmenden sollen die wichtigsten Funktionen ihres Smartphones kennenlernen.

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber da du hier den Zustand nach Durchführung deines Projektes schilderst, hat das Wort ‚sollen‘ hier nichts verloren. Besser ist die ursprüngliche Variante:

Die Teilnehmenden kennen die Funktionen ihres Smartphones.

Projektziele für Fortgeschrittene

Manche Förderer möchten es genauer wissen. Sie fragen genau nach der Wirkung deines Projektes und wollen, dass deine Ziele messbar sind. Solche Ziele werden auch Wirkungsziele genannt. Du kannst dann jedem Ziel mindestens eine Nachweismöglichkeit zuordnen, so dass du tatsächlich messen kannst, ob du dein Ziel erreicht hast. Diese Nachweismöglichkeit nennt man auch einen Indikator.

Damit das funktioniert, gibt es eine Regel, die du bei deinem Projektziel beachten solltest.

Die SMART-Regel

Nach der SMART-Regel formulierst du deine Projektziele

Spezifisch – sei konkret und klar, so dass auch ein Außenstehender, der dein Projekt nicht kennt, versteht, was du meinst

Messbar – mach dein Ziel überprüfbar, nenne konkrete Zahlen oder Mengen, die du hinterher auch messen kannst. Das könnte zum Beispiel die Zahl deiner Teilnehmenden sein.

Attraktiv – Formuliere ein Ziel, das den Lesenden innerlich zum Nicken bringt und deine Mitarbeitenden motiviert.

Realistisch – mach es dir nicht zu einfach, aber leg die Latte auch nicht zu hoch, es sollte im Bereich des Möglichen liegen, das Projektziel zu erreichen.

Terminiert – Gib einen Zeitpunkt oder einen Zeitrahmen vor, bis zu dem oder innerhalb dessen das Projektziel erreicht wird.

Jetzt wirst du einwenden, dass ich bei meinen obigen Beispielen die SMART-Regel aber nicht beachtet habe. Völlig richtig! Nehmen wir als Beispiel das Ziel

Die Teilnehmenden kennen die wichtigsten Funktionen ihres Smartphones und können sie anwenden.

Dieses Ziel ist konkret – also spezifisch, es ist attraktiv, ich gehe auch davon aus, dass es realistisch ist. Es ist aber nicht messbar und nicht terminiert. Wende ich die SMART-Regel auf dieses Projektziel an, könnte es so lauten:

25 Senioren kennen bis zum 28.November 2019 die wichtigsten Funktionen ihres Smartphones und können sie anwenden.

Vokabular für Fortgeschrittene

Bist du im Bereich der Wirkungsziele unterwegs, wirst du auf die Vokabeln output, outcome und impact treffen. Im Grunde hast du dazu schon viel gelesen in diesem Beitrag, ich habe es nur nicht mit diesen Wörtern beschrieben.

Output sind die Aktivitäten, die du in deinem Projekt durchführst, als Eselsbrücke hilft dir vielleicht dieses Bild: Das, was bei deinem Projekt an Aktivitäten ausgeworfen wird/produziert wird.

Outcome ist das, was dabei herauskommt, rumkommt, könnte man auch sagen, Damit werden die Veränderungen bei deiner Zielgruppe beschrieben, du bist hier also auf der Ebene deiner Zielgruppe.

Impact sind die Veränderungen auf der gesellschaftlichen Ebene, also Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, oder andere gesellschaftliche Probleme.

Weiterführende Infos

Willst du dich tiefer mit dem Thema beschäftigen, habe ich noch drei Tipps für weiterführende Infos:

Phineo bietet eine Lernplattform mit Beispielen, Videos, Checklisten und Arbeitshilfen zum Download und Tests zur Formulierung von Wirkungszielen. Schau dort mal rein, du findest sie unter www.wirkung-lernen.de  

Willst du auch gerne was Schriftliches zum Durcharbeiten haben, gibt es von Phineo eine gute Broschüre zum Download: Das Kursbuch Wirkung. Auch hier findest du Arbeitshilfen und Checklisten und eine gute Anleitung zur Entwicklung von Zielen. 

Eine empfehlenswerte Broschüre ist auch „Wirkt so oder so“. Auch hier geht es um Wirkungsziele, aber diese Handreichung ist auch sehr hilfreich, zur Formulierung ‚einfacher‘ Projektziele. Du findest hier viele Beispiele und Erklärungen, die dir bei der Entwicklung deiner Projektziele helfen. ‚Wirkt so oder so‘ ist für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit geschrieben, die Inhalte sind aber sehr gut übertragbar auf Projekte mit anderen Inhalten. Sie kostet 10 €, hier der Link zur Bestellung


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