Kategorie „Alte Schätze“

Über die Jahre haben sich im Blog viele Beiträge angesammelt, darunter einige Schätze, die es wert sind, gehoben und noch einmal gelesen zu werden. Einer davon ist dieser hier, „Leader“, erstmals veröffentlicht im November 2019, aktualisiert 2023

Förderung im ländlichen Raum

Über LEADER werden Projekte gefördert, die die Lebensqualität im ländlichen Raum erhalten, das Miteinander stärken und die Zukunftsfähigkeit von Dörfern sichern. Das Besondere daran: Menschen vor Ort wirken mit an der Projektentwicklung und der Entscheidung über die Förderung. Wie das genau geht und was du hier beantragen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

LEADER – Inhalte

Die Gelder aus dem LEADER-Programm werden regional verwaltet, man merkt es ihm nicht an, aber LEADER ist ein EU-Programm. Es finanziert sich aus dem ELER, dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Denn hier tut Entwicklung not, besonders junge Menschen wandern aus den ländlichen Gebieten in die Städte, Dörfer überaltern, die Daseinsvorsorge wird schwieriger, sie verlieren an Attraktivität. LEADER will dem mit seiner Förderung etwas entgegensetzen und die Wirtschaftskraft und Lebensqualität im ländlichen Raum sichern oder steigern. Dazu fördert er

  • wirtschaftliche oder
  • soziale Projekte,
  • kulturelle und
  • touristische Projekte.

Die Fördersummen können bis in den sechsstelligen Bereich gehen, ein Blick lohnt sich also. Mehr zu den Inhalten gibt es gleich, doch erst noch ein paar Infos zur Struktur des Programmes, die für dich wichtig sind.

LEADER – Struktur

Du weißt nun, dass LEADER ein EU-Programm ist, der ELER, aus dem er finanziert wird, ist ein sogenannter Strukturfonds und läuft über nationale Förderung. Ich will hier gar nicht so weit ausholen, wenn du jetzt ein großes Fragezeichen auf der Stirn hast, schau in den Beitrag EU-Fördermittel – ein Überblick, da habe ich die Hintergründe einer EU-Förderung erklärt. Dort findest du auch Tipps zu weiteren wichtigen Materialien für die jeweiligen EU-Fördertöpfe.

Brüssel und Bund

Bei den Strukturfonds werden die Themenschwerpunkt und das Budget von Brüssel aus für jeweils sieben Jahre festgelegt. Dann sind die jeweiligen Länder an der Reihe, die innerhalb dieser Themenschwerpunkt noch einmal eigene Schwerpunkte setzen können, die zu dem Bedarf in ihrem Land passen.

Bundesländer

LEADER geht noch eine Stufe weiter, da es hier um regionale Entwicklung geht, hat jedes Bundesland eigene Akzente gesetzt, die auf die konkreten Bedarfe des jeweiligen Bundeslandes zugeschnitten sind. Es gibt also kein bundesweites Programm, vielmehr hat jedes Bundesland ein eigenes sogenanntes Operationelles Programm – sagt dir dieses Wort nichts, kannst du auch diesen Begriff in dem Beitrag   EU-Fördermittel – ein Überblick nachlesen.

Regionen

Kommen wir zur letzten Stufe, die für dich die relevante ist: die LEADER-Region. Stand 2023 gibt es in Deutschland 372 LEADER-Regionen, dazu gehört zum Beispiel die LEADER Region Vulkaneifel, die Region Achtern-Elbe-Diek oder die Region Spreewald PLUS und viele andere mehr. In diesen Regionen haben sich Akteure aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft zusammengeschlossen, die die Situation vor Ort gut kennen und Ideen zur Lösung der lokalen Probleme haben. Gemeinsam haben sie eine Strategie mit konkreten Handlungsfeldern entwickelt und einen Antrag beim Land gestellt.

Vom Land haben sie dann für sieben Jahre ein Budget erhalten, um Projekte vor Ort zu fördern. Wenn du also hier einen Antrag stellen möchtest, solltest du als erstes prüfen, ob dein Projektstandort in einer solchen LEADER-Region liegt, nur dann kann dein Projekt aus dem LEADER gefördert werden. Eine Karte der LEADER-Regionen findest du hier.   

Ich habe ein Beispiel rausgesucht, die LEADER-Region Bocholter Aa, dort werde ich dir gleich beschreiben, wie eine Förderung vor Ort funktioniert. Vorher gibt es noch zwei wichtige Strukturen, die du kennen solltest, das Regionalmanagement und die Lokale Aktionsgruppe. Beide sind Akteure vor Ort und für dein Projektvorhaben relevant.

Regionalmanagement

Zu jeder LEADER-Region gehört ein Regionalmanagement, hier findest du deine Ansprechpersonen für eine Förderung. Mit deiner Projektidee wendest du dich an die Kolleginnen und Kollegen des Regionalmanagements, sie beraten dich zu deinem Vorhaben, geben dir Auskunft zu seinen Förderchancen und begleiten dein Projekt vom Antrag bis zum Verwendungsnachweis.

Außerdem bauen die Mitarbeitenden des Regionalmanagements vor Ort Netzwerke auf und fördern die Weiterentwicklung der Region.

LAG – Lokale AktionsGruppe

Die LAG schließlich entscheidet über deinen Antrag. Sie ist besetzt mit örtlichen Akteuren aus der Kommune, Vereinen und dem Kultur-, Wirtschafts- und Sozialbereich. Solltest du hier Kontakte haben, scheue dich nicht und nutze sie!

6 Schritte zur LEADER-Förderung

Willst du dein Projekt über LEADER fördern lassen, so sind dies die Schritte deines Vorhabens:

1. Prüfe, ob dein Projektstandort in einer LEADER-Region liegt

2. Wende dich an das Regionalmanagement, stelle deine Projektidee vor und lasse dich beraten

3. Die Lokale AktionsGruppe (LAG) entscheidet, ob dein Antrag bewilligt wird

4. Die zuständige Behörde – in der Regel die örtliche Bezirksregierung – stellt eine Bewilligung aus

5. Du führst dein Projekt durch, begleitet durch das Regionalmanagement

6. Du erhältst die Fördermittel. Diese kannst du mehrmals abrufen, musst für die einzelnen Rechnungen aber in Vorleistung gehen.

Ein Beispiel – die LEADER-Region Bocholter Aa

Da jede LEADER-Region andere Schwerpunkt setzen kann, kann ich dir in diesem Beitrag nicht wie gewohnt die förderfähigen Inhalte aufzählen. Sie sind abhängig von deinem Wohnort und den Handlungsfeldern, die deine lokale LAG festgelegt hat.

Um das ganze dennoch etwas anschaulicher zu machen, habe ich mit der LEADER-Region Bocholter Aa eine Beispiel-Region ausgewählt, zu der ich dir einige Infos geben werde. Das vervollständigt hoffentlich dein Bild von den Fördermöglichkeiten des LEADER-Programmes.

Förderhöhe

Diese LEADER-Region hat bis 2029 ein Budget von 2,7 Millionen Euro, damit lässt sich schon etwas anfangen. Die Förderquote liegt bei 65%, es gibt mindestens 2.000 Euro für private und 12.500 Euro für öffentliche Antragsteller und maximal 250.000 Euro.

Förderfähige Inhalte

Die LEADER-Region Bocholter Aa hat die für die Förderung diese Themenschwerpunkte festgelegt:

  • Innovative Gestaltung der Region als zukunftsgerechten Wohn- und Lebensmittelpunkt
  • Verbindung von Ökologie und Ökonomie zur Schaffung von nachhaltigen und ressourcenschonenden Wertschöpfungsketten
  • Aufbau langfristiger Strukturen zur Stärkung des Kultur- und Freizeitwertes der Region

Damit soll die Attraktivität der Region als Wohn-, Arbeits- und Lebensraum erhalten beziehungsweise entwickelt werden. Innerhalb dieser Themen gibt es diese Themenschwerpunkte:

Lebenswerte Orte:

  • Jugend stärker in Projekte und Prozesse mit Verantwortung einbeziehen
  • Lebensumfeld in den Kommunen zukunftsgerecht und attraktiv gestalten
  • Ehrenamtliche Strukturen professionell unterstützen

Nachhaltiges Wirtschaften

  • Fachkräfte an die Region binden & neues Fachkräftepotential erschließen
  • Landwirtschaft zukunftsgerecht ausrichten sowie regionale Produkte und Wertschöpfungsketten besser vermarkten
  • Artenschutz & Biodiversität in der Region steigern
  • Kooperationen mit anderen Regionen fördern und Wissen in die Region transferieren
  • Aufbau langfristiger Strukturen zur Stärkung des Kultur- und Freizeitwertes der Region

Vielfältiger Kulturraum

    • Kulturelle Angebote & Vereinsleben neu und zukunftsfähig aufstellen
    • Aufenthaltsdauer von Touristen in der Region erhöhen
    • Kulturelle und touristische Angebote interkommunal & grenzübergreifend vernetzen

Wer kann einen Antrag stellen?

Auch das ist gut bei diesem Programm, einen Antrag kann quasi jeder stellen, also alle privaten und öffentlichen Organisationen oder Privatpersonen.

Der Kleinprojektefonds

Neben der Förderung über das LEADER-Programm fördert eine LEADER-Region auch über den sogenannten Kleinprojektefonds. In der Regel gibt es hier ein- oder zweimal jährlich eine Antragsfrist, du kannst dann eine Projektförderung bis zu 20.000 Euro beantragen. In der Region Bocholter AA stehen dafür zum Beispiel 180.000 Euro pro Jahr zur Verfügung.

Um bei dem Beispiel zu bleiben, hier die Fördermöglichkeiten der Region Bocholter AA, die dir eine Vorstellung über die Möglichkeiten der Kleinprojekteförderung geben können:

Förderungen sind z.B. möglich für

  • Infrastrukturmaßnahmen wie beispielsweise Bänke, Hinweistafeln und Ausstattungen für Spiel- oder Mehrgenerationenplätze, technische Ausstattungen für Heimathäuser etc.
  • Workshops oder kleinere Konzepterstellungen
  • Internetauftritte oder Printmedien

Die Kleinprojekte sollten im Allgemeinen für die Öffentlichkeit zugänglich sein, auch hier gilt, dass du für deine Region die Konditionen prüfen musst. So oder so bietet es sich an, vor der Antragstellung Kontakt mit dem Regionalmanagement aufzunehmen und deine Projektidee vorzustellen.

Fazit

Ich glaube, dass LEADER eine gute Fördermöglichkeit ist, die viele Projekte möglich machen kann. Zugegeben, sie ist vom Aufwand her nicht die einfachste, aber dafür erhältst du ja Beratung und Unterstützung durch das Regionalmanagement. Alternativ kannst du auch über die einfachere Kleinprojekteförderung gehen, sollte der Betrag für dein Projekt ausreichend sein. Wenn du also in einer LEADER-Region wohnst, solltest du dieses Förderangebot bei deinem nächsten Projekt prüfen. Ich wünsch dir viel Erfolg!

Hier gibt’s mehr Infos zu LEADER

Zum Schluss noch einige hilfreiche Links, unter denen du weitere Infos finden kannst:

Einige Infos findest du auf der Homepage der Deutschen Vernetzungsstelle ländliche Räume 

Für NRW findest du die Infos zu LEADER auf der Seite des Umweltministeriums 

Willst du dir die Region Bocholter AA näher anschauen, so findest du die Infos hier 


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