Projektförderung zur Prävention und Bekämpfung

Wenn du gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus Homophobie, Rassismus und anderen Formen der Intoleranz aktiv bist, solltest du dir diesen Beitrag durchlesen. Hier beschreibe ich dir ein gute Fördermöglichkeit mit hohen Fördersummen für Projekte, die bis zu zwei Jahr dauern können.

Worum geht’s?

Bei dieser Projektförderung geht es darum, die verschiedensten Formen der Intoleranz zu bekämpfen, egal, ob sie online oder im konkreten Miteinander auftreten. Dafür kannst du mit bestimmten Zielgruppen arbeiten, die entweder zu Intoleranz neigen oder die Opfer von Intoleranz sind. Du kannst auch Multiplikatoren oder neudeutsch gesagt Influencer in Gemeinschaften, Verbänden oder Vereinen stärken, damit sie zu einem toleranten Miteinander beitragen können. Doch bevor es genauer in die Inhalte geht, schauen wir uns noch die Förderung an.

Was du zur Förderung wissen solltest

Gefördert werden die Projekte über das EU-Programm „Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft“, einem Programm mit einem fürchterlichen Namen, dafür aber sehr interessanten Inhalten. Hier im Blog habe ich dazu schon zwei andere Fördermöglichkeiten vorgestellt, Gewalt verhüten und bekämpfen und Kinderbeteiligung und Kinderrechte. Warum ich gerade so viel zu diesem Topf schreibe?

Frist zur Antragstellung

Bei vielen EU-Programmen kannst du nicht jederzeit einen Antrag stellen, sondern musst warten, bis eine sogenannte ‚Aufforderung zur Antragstellung‘ kommt. Die ist verbunden mit einer Frist, bis zu der du deinen Antrag stellen kannst, danach wird der Topf wieder geschlossen.

So ist es auch bei dieser Fördermöglichkeit, hier hast du Zeit bis zum 15. April 2020, 17.00 Uhr. Ist dein Antrag bis dahin nicht eingegangen, musst du dich bis nächstes Jahr gedulden, wenn der Topf wieder geöffnet wird.

Hohe Förderung

In diesem Programm stecken aber viele Fördergelder, hinter dem aktuellen Aufruf stehen 7,93 Millionen zur Förderung von Toleranz-Projekten. Ein großer Topf, der hier im Blog nicht fehlen darf, finde ich.

Die Mindestantragssumme für dein Projekt liegt bei 75.000 Euro, eine Obergrenze wird nicht genannt. Auch das spricht dafür, hier genauer hinzuschauen und einen Antrag ernsthaft zu erwägen.

National oder transnational – du hast die Wahl

Nicht dass du jetzt denkst – EU, da muss ich ja mit europäischen Partnern zusammenarbeiten. Das ist hier nicht so. Du kannst durchaus lokale Projekte durchführen, auch sie sind förderfähig.

Wissenswertes zur EU-Förderung

Du hast Respekt vor einer Antragstellung in einem EU-Programm und traust dich da nicht ran? Nun, Respekt davor zu haben ist gar nicht verkehrt, aber im Gegensatz zu vielen anderen Fördermöglichkeiten ist eine EU-Ausschreibung sehr transparent und ausführlich. Du findest hier jede Menge Infos, was genau in deinem Antrag drin stehen sollte, wie er bewertet wird und welche Inhalte mit wie vielen Punkten gewichtet werden.

Das hilft sehr beim Antrag schreiben, Voraussetzung ist natürlich, dass du diese Infos auch aufmerksam studierst. Schau mal in den Beitrag EU-Fördermittel – ein Überblick,dort habe ich beschrieben, welche Quellen du zu Rate ziehen kannst, um ein Gefühl für ein Programm und dort gewünschte Inhalte zu bekommen.

Nichtsdestotrotz ist es schon so, dass du hier präzise arbeiten musst und all die Infos, die das Programm bereitstellt, auch in deinem Antrag umsetzen musst. Der wird sich nicht nebenher schreiben lassen, das braucht schon etwas Zeit und Raum, aber dafür gibt es eben auch viel zu gewinnen. Und wie der Rheinländer so sagt: Von nix kütt nix. Willst du viele Fördergelder haben, musst du dafür eben auch was tun.

So. Nun aber genug der Vorrede, kommen wir zu den Inhalten.

Projektinhalte zur Förderung von Toleranz

Der offizielle Name des Aufrufs, den ich dir hier beschreibe, lautet „Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen zur Verhütung und Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und anderen Formen der Intoleranz sowie zur Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von Hassreden online“. Und wenn du jetzt die Augenbrauen hochziehst, muss ich dir leider Recht geben, die Formulierungen sind furchtbar bürokratisch. Das betrifft nicht nur den Titel, der Rest der Ausschreibung ist nicht besser. Das sollte dich aber keinesfalls davon abhalten, die Ausschreibung aufmerksam zu lesen! Den Link gibt es am Ende des Beitrages.

In der Regel findest du in einem Aufruf zur Antragstellung eines EU-Programmes verschiedene inhaltliche Schwerpunkte, die gefördert werden. Bei diesem Aufruf hier sind es diese drei, sie werden dort als Prioritäten bezeichnet:

Priorität 1. Prävention und Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und anderen Formen der Intoleranz

Priorität 2. Hassreden online überwachen, verhindern und bekämpfen

Priorität 3 (Beschränkt auf Behörden): Verbesserung der Reaktion auf Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und andere Formen der Intoleranz auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene

Zu den einzelnen Prioritäten stehen viele Beispiele in der Ausschreibung, für alle drei gilt, dass eine Fokussierung auf eine Maßnahme oder eine Zielgruppe sehr begrüßt wird. Du brauchst mit deinem Projekt also nicht alle genannten Maßnahmen abdecken, konzentriere dich auf eine, das wird gerne gesehen.

Priorität 1: Prävention und Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und anderen Formen der Intoleranz

Auf dieser Priorität liegt der Schwerpunkt der Förderung, hier gibt es mit 4,93 Millionen Euro die meisten Fördergelder. Folgende Formen der Intoleranz werden in der Ausschreibung beschrieben:

  • Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
  • Antisemitismus,
  • antimuslimischer Rassismus,
  • Homophobie und Transphobie,
  • Antigypismus und Afrophobie.

Eine Auswahl förderfähiger Maßnahmen (mehr findest du in der Ausschreibung):

  • Initiativen zur Stärkung, Unterstützung und zum Schutz von Gruppen, Gemeinschaften und Einzelpersonen, die von Formen der Intoleranz betroffen sind, insbesondere Hassverbrechen und Hassreden, mit besonderem Schwerpunkt auf Afrophobie;
  • Maßnahmen zur Förderung eines besseren Verständnisses und eines verbesserten Dialogs zwischen verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften, unter anderem durch den Ausbau der Rolle von Gemeindeleitern, Jugendlichen und Multiplikatoren, wie sie zu einem solchen Dialog beitragen können;
  • Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung aller Formen antisemitischer Vorurteile – online und offline – auf der Grundlage gemeinsamer Standards und Definitionen ; das Wissen über zeitgenössische Erscheinungsformen des Antisemitismus sowie dessen Beziehung zu anderen Formen des Hasses fördern;
  • Maßnahmen zur Förderung des jüdischen Lebens und / oder zum besseren Verständnis der jüdischen Traditionen, der Geschichte und des Beitrags der jüdischen Bevölkerung in Europa vor und nach der Shoah mit Schwerpunkt auf lokalen Kontexten und Forschungen.
  • Maßnahmen zur Förderung des Wissens und der Aufklärung über die Shoah für bestimmte Zielgruppen, beispielsweise junge Menschen, entwickeln angesichts des schwindenden Wissens über den Holocaust neue Formen der Erinnerung.
  • Maßnahmen, die Gemeinden ermutigen, bei der Prävention von Antisemitismus zusammenzuarbeiten und jüdische Gemeinden zu stärken;
  • Maßnahmen zur Entwicklung und Umsetzung einer wirksamen Unterstützung von Opfern antisemitischer Vorfälle und / oder zur Verbesserung der Erfassung und Vergleichbarkeit von Daten über antisemitische Vorfälle auf der Grundlage gemeinsamer Standards .
  • Maßnahmen zur Sensibilisierung der Behörden für das Phänomen des antimuslimischen Rassismus, unter anderem durch die Förderung der Datenerfassung über Hassverbrechen und die Meldung von Opfern;
  • Maßnahmen zur Bekämpfung von negativen Stereotypen, Intoleranz und Hassreden (einschließlich Online) gegen muslimische Gemeinschaften und Menschen, die als Muslime wahrgenommen werden. Insbesondere durch Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen, einschließlich Gemeindearbeit, die auf der Rolle von Gemeindeleitern, Jugendlichen und Multiplikatoren aufbaut;
  • Initiativen zur Bewältigung der intersektionellen Dimension der Diskriminierung, z. B. muslimischer Frauen, insbesondere beim Zugang zu Bildung, Dienstleistungen und zum Arbeitsmarkt.

Priorität 2: Hassreden online überwachen, verhindern und bekämpfen

Mit immerhin noch zwei Millionen werden in diesem Schwerpunkt Maßnahmen und Initiativen gefördert, in denen Schlüsselakteure wie Behörden, Zivilgesellschaft und Privatunternehmen gemeinsam darauf hinwirken, Hassreden online auf Social-Media-Plattformen / Internet-Unternehmen zu melden und ihnen entgegenzuwirken.

Dazu gehören auch Präventions-, Aufklärungs- und Sensibilisierungsinitiativen, insbesondere für Jugendliche, in Bezug auf Hassreden und die Förderung von Toleranzerzählungen im Internet.

Förderfähig sind auch Spitzenforschungstätigkeiten zur Verbesserung des Wissens und des Verständnisses über die Ökosysteme von Hassreden und Extremismus im Internet.

Priorität 3: Verbesserung der Reaktion auf Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und andere Formen der Intoleranz auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene

Diese Priorität soll den Kapazitätsaufbau bei Behörden stärken, nur sie können hier einen Antrag stellen. Diese Maßnahmen sind förderfähig:

  • Verbesserung der Reaktion der nationalen, regionalen und lokalen Behörden und der Anwendung der Gesetze gegen Hassverbrechen und Hassreden vor Ort, insbesondere durch Schulung der Strafverfolgungsbehörden,
  • Einrichtung von Netzwerken öffentlicher Stellen, insbesondere auf regionaler oder lokaler Ebene, zur Ausarbeitung und Umsetzung gezielter nationaler, regionaler oder lokaler Aktionspläne gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder andere Formen der Intoleranz.
  • Schaffung spezifischer Plattformen für den Dialog und den Austausch bewährter Praktiken zwischen relevanten Behörden und Organisationen und Praktikern der Zivilgesellschaft, unter anderem mit Schwerpunkt auf spezifischen Gründen des Hasses und der Intoleranz (wie zum Beispiel Anti-Muslim-Hass oder Antisemitismus)
  • Verbesserung der Verfahren zur Erfassung von Hassverbrechen und zur Datenerhebung in den Mitgliedstaaten,
  • Verbesserung der Unterstützung von Opfern von Hassverbrechen und Hassreden auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene, Bekämpfung von Unterberichterstattung, Vertrauensbildung zwischen Gemeinden und Behörden.

Das Wort zum Schluss

Wie versprochen gibt es hier den Link zur Ausschreibung „Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen zur Verhütung und Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und anderen Formen der Intoleranz sowie zur Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von Hassreden online“

Den englischen Text kannst du dir mit einem Rechtsklick ins deutsche übersetzen lassen. Lies dir bitte aber auch alle anderen Dokumente, die zur Ausschreibung gehören, durch, auch wenn sie langweilig und bürokratisch sind. Nur so bekommst du wirklich ein Gefühl dafür, was hier von einem Antrag und einem Antragsteller erwartet wird.

Solltest du einen Antrag stellen wollen, dann mach dich direkt dran, du wirst Zeit brauchen, um ihn zu schreiben, und der 15. April kommt schneller, als du denkst.

Ich wünsche dir viel Erfolg!


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