Projektförderung bis 200.000 Euro
Im Juni 2020 hat die Bundesregierung das neue Förderprogramm Jugend erinnert aufgelegt, das mit recht hohen Fördersummen die Aufarbeitung der SED-Diktatur unterstützen soll. Der Name sagt es bereits, Zielgruppe sind junge Menschen, gefördert werden außerschulische Bildungsformate auch digitaler Art und in Kooperation mit Jugend- oder Sportorganisationen. In diesem Beitrag erfährst du mehr dazu.
Ziele des Programms Jugend erinnert
Jugend erinnert will eine Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur fördern, und das nicht nur im Osten, in dem die SED zur Lebenswelt vieler Menschen und ihrer Familien gehörte. Vielmehr soll das Programm bundesweit durchgeführt werden, und mittels außerschulischer Bildungsarbeit Wissen zur SED, ihrer Entstehung und den Folgen von Diktatur und Gewaltherrschaft vermitteln. Ich zitiere mal aus der Richtlinie, danach kann die außerschulische historisch-politische Bildungsarbeit
durch die Auseinandersetzung mit der Entstehung und den Folgen von Diktatur und Gewaltherrschaft jungen Menschen Ansätze bieten, ein kritisch-reflexives Geschichtsbewusstsein auszubilden. Die Gegenwartsrelevanz vieler Aspekte dieser Geschichte, auch für die eigene Lebenswelt, kann eine mündige Haltung zu unserer Verfassung und den dort verankerten Grundrechten und Werten unserer Demokratie fördern. Junge Menschen können so darin bestärkt werden, sich selber für diese Werte einzusetzen und Haltung zu zeigen. […]
Im Mittelpunkt stehen dabei die Förderung von Toleranz und Sozialkompetenz sowie die Stärkung des Demokratieverständnisses insbesondere durch Gedenkstättenbesuche, Austausch und Begegnung sowie durch ergänzende außerschulische zeitgemäße und zielgruppenspezifische Bildungsangebote.
So. Jetzt solltest du schon ein grobes Bild davon haben, was dieses Programm leisten möchte. Ein wichtiges Element dazu sind Gedenkstätten und die Erlebnisse von Zeitzeugen, Einrichtungen und Organisationen, die sich mit der Aufarbeitung beschäftigen, spielen deshalb eine zentrale Rolle bei Jugend erinnert. Doch dazu später mehr. Schauen wir erst mal auf die beiden Förderschwerpunkte.
Förderschwerpunkte von Jugend erinnert
Jugend erinnert hat diese zwei Förderschwerpunkte:
1. Vernetzung und Kooperationen
2. Die Entwicklung neuer moderner Ausstellungs- und Vermittlungsformate
Vernetzung und Kooperation
In diesem Schwerpunkt sollen möglichst langfristige Kooperationen entstehen, wichtige Akteure dabei sind die sogenannten Aufarbeitungseinrichtungen, also Organisationen oder Institutionen, die sich mit mindestens einem Arbeitsschwerpunkt mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur befassen. Dazu gehören zum Beispiel diese:
- Gedenkstätten
- Museen,
- Dokumentationszentren und Wissenschaftsorganisationen,
- Vereine und Institutionen der historisch-politischen Bildungsarbeit.
Diese Aufarbeitungseinrichtungen können sich untereinander vernetzen. Um zielgruppengerecht junge Menschen anzusprechen, können sie auch mit Bildungsträgern oder Organisationen und Institutionen kooperieren, die Zugang zu dieser Zielgruppe haben. Dazu gehören zum Beispiel diese
- Bildungseinrichtungen, insbesondere Schulen aller Schultypen,
- Weiterbildungseinrichtungen (z.B. Volkshochschulen),
- privaten Ausbildungsbetrieben,
- Trägern der Aus- und Fortbildung im öffentlichen Bereich, z.B. in den Bereichen Polizei, Justiz, Bundeswehr, öffentliche Verwaltung, Gesundheitswesen,
- Kultureinrichtungen (z.B. Theater, Museen, Musikschulen),
- Einrichtungen und Initiativen der Jugendarbeit im weiteren Sinne (z. B. Sportvereine, Jugendzentren, Fanprojekte, Jugendarbeit der Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften, Pfadfinder, Jugendfeuerwehren, Einrichtungen des Schüleraustausches, migrantische Selbstorganisationen, Jugendorganisationen,
- Einrichtungen der interkulturellen und generationsübergreifenden Begegnung.
Egal, wie die Kooperation auch aussieht, eine Aufarbeitungseinrichtung muss auf jeden Fall dabei sein. Außerdem sollte die Kooperation langfristig angelegt sein, eine Förderung ist bis zu drei Jahre möglich, eine Anschlussförderung ist nicht ausgeschlossen.
Gut ist: Für den Antrag muss die Kooperation nicht schon fertig ausgehandelt sein, das ist Bestandteil der Förderung und keine Voraussetzung.
Was genau soll eine solche Kooperation aber nun tun?
Förderfähige Inhalte außerschulischer Bildungsmaßnahmen
Ich gebe dir hier mal eine kurze Liste, zusammengefasst aus der Richtlinie von Jugend erinnert, was zu den Inhalten solcher außerschulischer Bildungsmaßnahmen gehört. Weitere Infos dazu findest du in der Richtlinie. Der Fokus der Bildungsmaßnahmen sollte auf diesen Inhalten liegen:
- historisches Wissen vermitteln,
- die Folgen der SED-Diktatur veranschaulichen und Bezüge zur Gegenwart und insbesondere zur Lebenswelt junger Menschen aufzeigen.
- Repressionen gegenüber einzelnen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern und ihren Angehörigen aufzeigen,
- Auseinandersetzung mit den strukturellen Rahmenbedingungen zur Vereinnahmung und Indoktrinierung gerade junger Menschen, etwa durch Bildungseinrichtungen und Massenorganisationen wie die FDJ oder die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) fördern
- Foren für persönliche Begegnung, offenen Austausch und sonstige Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, Anschauungen und Vorurteilen geben
Förderfähige Formate außerschulischer Bildungsarbeit
Auch zu den förderfähigen Formaten gibt die Richtlinie ausführliche Hinweise. Kurz zusammengefasst sind es diese:
- Ein oder mehrtägige Veranstaltungen
- Die Raum für Begegnung und Austausch geben
- Auch deutschlandweite Begegnungsformate möglich
- Gerne mit jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur
- Möglich auch als internetbasierter Zugänge zu den thematischen Angeboten in den Aufarbeitungseinrichtungen.
Hier wird es gerne gesehen, wenn du mit deinem Projekt Formate, Methoden und Zugänge außerschulischer Bildungsarbeit weiterentwickelst und Raum für neue Wege eröffnest, denn Jugend erinnert möchte auch mit herkömmlichen Bildungsangeboten bislang nicht erreichte Zielgruppen ansprechen. Aus diesem Grund sind Jugendorganisationen als Kooperationspartner mit eingebunden, sie können die Sichtweisen junger Menschen in ein Projekt mit einbringen und an ansprechenden Vermittlungsformaten mitwirken.
Die Entwicklung neuer moderner Ausstellungs- und Vermittlungsformate
Diese Fördermöglichkeit richtet sich an Aufarbeitungseinrichtungen, sie können auch hier Kooperationen eingehen, müssen es aber nicht. Gefördert wird die Neu- oder Weiterentwicklung moderner digitaler, multimedialer und audiovisueller Vermittlungsformate auch der neuen sozialen Medien für die Zielgruppe junge Menschen.
Hierzu gehört auch die Weiterentwicklung virtueller Zeitzeugenarbeit, damit die Begegnung mit den Opfern der kommunistischen Herrschaft und die Auseinandersetzung mit ihren Biografien bundesweit auch ohne die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch möglich wird. Außerdem kann sie so auch über die Lebensspanne der Zeitzeugen hinaus ermöglicht und lebendig gehalten werden.
Wichtiges zur Förderung
Die Förderhöhe von Jugend erinnert ist recht komfortabel, sie startet bei 40.000 Euro und geht bis zu 200.000 Euro. Eine Förderquote ist nicht festgelegt. Es wird erwartet, dass Kommunen oder Länder sich bei der Förderung beteiligen, auch andere Drittmittel sind möglich.
Dein Projekt kann bis zu drei Jahre dauern, ein Fortsetzungsantrag ist möglich.
Deinen Antrag musst du bis zum 15.02.2021 einreichen, gefördert werden aber nur Projekte von bundesweiter Bedeutung, oder, wie es in der Richtlinie heißt „gesamtstaatlicher Relevanz“.
Die hat dein Projekt, wenn
- es von einer Einrichtung mit gesamtstaatlicher Bedeutung durchgeführt wird,
- es strukturell oder inhaltlich modellhaften Anschub- oder Impulscharakter hat,
- es durch seine fachliche Fundierung und Innovationskraft gesamtstaatliche Ausstrahlung entfaltet,
- neue oder experimentelle konzeptionelle Ansätze bzw. Methoden nutzt,
- oder einen überregionalen Charakter hat und seiner Art nach nicht allein durch ein Land wirksam gefördert werden kann.
Wenn diese Fördermöglichkeit für dich interessant ist, wirf unbedingt einen Blick in die Richtlinien oder die FAQ zur Förderung von Jugend erinnert, dort wirst du noch viele weitere Infos finden, die ich jetzt hier nicht berücksichtigt habe, die für deinen Antrag aber durchaus relevant sind.
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