Ein Überblick über die Fördermöglichkeiten
Erasmus+ ist ein umfangreiches Förderprogramm der EU, das über die Jahre viele andere Programme „geschluckt“ hat. Dazu gehört neben Comenius, Grundtvig oder Jean Monnet auch Jugend in Aktion oder Sport. Dieser Beitrag gibt dir einen Überblick über das, was dieses Programm bietet und wo du für die jeweiligen Bereiche Infos und Beratung erhalten kannst.
Erasmus+ – 2021-2027
Erasmus+ ist das europäische Programm, das Bildung, Jugendarbeit und Sport fördert. Ich finde, man könnte es auch das Begegnungs- Lern- und Vernetzungsprogramm nennen, denn darum geht`s hier, um Lern-Begegnung über Grenzen hinweg, Vernetzung und Voneinander-Lernen.
Bildung ist hier ein wichtiges Stichwort, da ein großer Teil dieser Aktivitäten im Bildungsbereich stattfinden, dazu gehört die
- Erwachsenenbildung
- Berufliche Ausbildung oder Weiterbildung
- Kita, Schule und Hochschule
Daneben steht der große Bereich der Jugendaktivitäten von ‚Jugend in Europa‘, dem vormaligen ‚Jugend in Aktion‘. Auch hier ist Begegnung, Vernetzung und Voneinander Lernen ein wichtiger Schwerpunkt der Förderung.
Als letztes seien noch die gemeinnützigen europäischen Sportveranstaltungen genannt, die ebenfalls über Erasmus+ gefördert werden können.
Näheres zu allen genannten Fördermöglichkeiten gibt es gleich, vorab kommen noch ein paar Worte zu Erasmus+.
Thematische Schwerpunkte
Erasmus+ ist ein EU-Förderprogramm und will natürlich die thematischen Schwerpunkte der EU befördern. Zu diesen gehören
- Soziale Inklusion
- grüner und digitaler Wandel
- Die Teilhabe junger Menschen am demokratischen Leben
Wenn du hier also einen Antrag stellen willst, sollten diese drei Punkte immer mitschwingen. Sie müssen nicht der Kern deines Projektes sein, aber du solltest sie auch nicht völlig unbeachtet lassen.
Neben diesen thematischen Schwerpunkten gibt es für jeden Bereich – die verschiedenen Bildungsbereiche, Jugend und Sport – eigene zusätzliche Schwerpunkte. Ich werde sie hier nicht alle aufführen, dann würde dieser Beitrag zu lang und verlöre den Charakter eines Überblicks.
Ich werde dazu aber noch eigene Beiträge schreiben, wenn du so lange nicht warten willst, kannst du dich im Programmleitfaden von Erasmus+ schlau machen. Er hat zwar über 300 Seiten, aber keine Sorge, die musst du nicht alle lesen. Über das Inhaltsverzeichnis kannst du sofort zu dem Bereich springen, der dich interessiert, die deutsche Variante findest du hier zum Download.
Für den Förderzeitraum 2021-2027 hat Erasmus+ ein Budget von 26,2 Milliarden Euro, das ist fast doppelt so viel wie in der Vorgängerperiode 2014-2020.
Erasmus+ in Deutschland
Ich schrieb es schon, Erasmus+ ist ein sehr umfangreiches Förderprogramm. In Deutschland wird es von vier Nationalagenturen verwaltet, die für die unterschiedlichen Themenbereiche zuständig sind. Pick dir die raus, die für deinen Bereich zuständig ist, und stöbere durch die Seite, die Nationalagenturen bieten Infos, Seminare und workshops an, sie beraten zu den Antragsmöglichkeiten und helfen bei der Antragsstellung, vorausgesetzt, du meldest dich auch früh genug und nicht erst drei Tage vor Fristende. Außerdem bieten sie auch einen Newsletter an, der dich über Fristen, Angebote und Neuigkeiten informiert.
Dies sind die Nationalagenturen (NA):
Für die Hochschulen – NA beim DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst)
Für die Schulbildung – NA beim PAD (Pädagogischer Austauschdienst)
Für die berufliche Bildung – NA beim BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung)
Für Jugend – NA bei JFE (Jugend für Europa)
Schauen wir nun mal auf die förderfähigen Maßnahmen, im Kern sind diese für alle Bereiche ähnlich. Ich beschreibe sie deshalb allgemein, das sollte dir ein gutes Grundverständnis des Programms liefern. Besuchst du dann die Seiten der Nationalagentur, wirst du die hier beschriebenen Inhalte wiederfinden.
Mobilität und Partnerschaften
Ich habe Erasmus+ als ein Programm für Begegnungen beschrieben, das ist zugegebenermaßen etwas unscharf, denn hier geht es nicht um Städtepartnerschaften, sondern um gegenseitiges Lernen. Das bezieht sich vor allem auf den großen Bereich der Bildung, bei ‚Jugend für Europa‘ liegt das etwas anders, aber da kommen wir gleich noch zu. Bleiben wir bei der Lern-Begegnung.
Die kann auf zwei Ebenen stattfinden, auf der persönlichen Ebene oder auf der Ebene von Organisationen. Starten wir mal mit ersterem, der persönlichen Ebene. In EU-Sprech wird diese Begegnung als Mobilität bezeichnet, denn meist muss man sich ja auf den Weg machen, mobil sein, um jemanden zu treffen. Den Begriff Mobilität solltest du dir also gut merken, er wird dir bei Erasmus+ immer wieder begegnen.
Mobilität auf der persönlichen Ebene
Im Programmleitfaden von Erasmus+ findest du diese Fördermöglichkeit unter ‚Mobilität von Einzelpersonen‘. Diese Bezeichnung finde ich etwas unglücklich, da hier durchaus auch Gruppenaktionen förderfähig sind, das würde ich unter diesem Titel aber nicht vermuten. Naja, du liest den Blog und bist damit schlauer.
Bei den Lern-Begegnungen (Mobilitäten) kannst du zwei Zielgruppen unterscheiden: Fachkräfte aus dem Bildungs-, Jugend- oder Sportbereich und die Menschen, mit denen sie arbeiten, Auszubildende, SchülerInnen, Jugendliche und so weiter.
Ziele von Lern-Begegnungen
Was soll nun der Nutzen einer solchen Lern-Begegnung sein? Ich zitiere hier mal aus dem Programmleitfaden, die Ziele sind dort recht ausführlich formuliert und vor allem sind auch die Zielgruppen benannt:
Für Schülerinnen und Schüler, Studierende, Praktikanten, Auszubildende, erwachsene Lernende und junge Menschen sollen mit den Mobilitätsaktivitäten im Rahmen dieser Leitaktion eines oder mehrere der folgenden Ergebnisse erreicht werden:
- bessere Lernleistung
- erhöhte Beschäftigungsfähigkeit und bessere Karrierechancen
- mehr Eigeninitiative und unternehmerisches Denken
- ausgeprägtere Eigenverantwortung und größeres Selbstwertgefühl
- bessere Fremdsprachenkenntnisse und digitale Kompetenzen
- ausgeprägteres interkulturelles Bewusstsein
- aktivere Beteiligung an der Gesellschaft
- umfassendere Kenntnisse über das europäische Aufbauwerk und über die Werte der EU größere Motivation zur Teilnahme an künftigen Angeboten zur (formalen/nichtformalen) allgemeinen und beruflichen Bildung im Anschluss an die Mobilitätsphase im Ausland
Für Personal, Jugendarbeiter und Fachkräfte in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung und Jugend sollen mit den Mobilitätsaktivitäten eines oder mehrere der folgenden Ergebnisse erzielt werden:
-
verbesserte Kompetenzen in Bezug auf die jeweiligen Berufsprofile (Lehr- oder Ausbildungstätigkeit, Jugendarbeit usw.)
-
umfassenderes länderübergreifendes Verständnis für Verfahren, politische Strategien und Systeme in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung und Jugendarbeit
-
bessere Befähigung, Veränderungen im Hinblick auf die Einführung von Modernisierungen und die internationale Öffnung der nationalen Bildungseinrichtungen anzustoßen
-
besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen formaler und nichtformaler Bildung, Berufsbildung und dem Arbeitsmarkt
-
bessere Qualität ihrer Tätigkeit und ihrer Aktivitäten für Studierende, Praktikanten, Auszubildende, Schüler, erwachsene Lernende, junge Menschen und Freiwillige
-
größeres Verständnis und größere Aufgeschlossenheit für gesellschaftliche, sprachliche und kulturelle Vielfalt
-
bessere Befähigung zur Berücksichtigung der Bedürfnisse benachteiligter Gruppen
-
bessere Unterstützung und Förderung von Mobilitätsaktivitäten für Lernende
-
bessere Berufs- und Karrierechancen
-
bessere Fremdsprachenkenntnisse und digitale Kompetenzen
-
höhere Motivation und Zufriedenheit bei der täglichen Arbeit
Was ist hier förderfähig?
Die förderfähigen Maßnahmen gelten für beide Zielgruppen, die Fachkräfte wie auch die Lernenden selber. Wie gesagt können sich durchaus auch Gruppen auf den Weg machen, besonders für Schulen ist das eine gängige Variante.
Mögliche Maßnahmen sind
- Job-Shadowing für 2-60 Tage
- Kurse für 2-30 Tage
- Lernen oder Lehren für 2-365 Tage
- Experten einladen für 2-30 Tage
- Vorbereitende Besuche um Aktivitäten zu planen und abzustimmen
Gefördert werden diese Maßnahmen überwiegend über Pauschalen, so gibt es Pauschalen für Organisation, Reisekosten, Kurskosten, Aufenthaltskosten und so weiter. Der Vorteil für dich ist, dass du diese Pauschalen nicht abrechnen musst. Für eine eventuelle Prüfung musst du zwar Belege haben, aber spitz abrechnen musst du die Pauschalen nicht. Sind ja Pauschalen.
Eine Ausnahme von der Pauschalförderung sind die Außergewöhnlichen Kosten oder Kosten für besondere Bedarfe, zum Beispiel für Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf oder Mobilitätseinschränkungen, hier werden die tatsächlichen Kosten der Förderung zugrunde gelegt.
Organisationen und Lern-Begegnungen
Machen wir nochmal einen kleinen Schritt zurück zu den Lern-Begegnungen, ich hatte sie in zwei Ebenen eingeteilt, die persönliche und die der Organisationen. Die persönliche haben wir uns gerade angeschaut, kümmern wir uns nun um die Begegnung von Organisationen. Du ahnst es wohl schon, diese heißen nicht mehr Mobilität, sondern Partnerschaften.
Partnerschaften sind länderübergreifende Kooperationen von Organisationen, die gemeinsam ein festgelegtes Themenfeld bearbeiten, um zum Beispiel
- aktuelle Herausforderungen im europäischen Austausch zu bearbeiten,
- die Expertise aus anderen europäischen Ländern nutzen und bewährte Verfahren austauschen
- in internationalen Teams neue Ansätze oder Innovationen entwickeln oder verbreiten.
Kooperationspartnerschaften
Derlei Partnerschaften gibt es in einer großen und einer kleinen Variante für Erasmus+-Beginner.
Kleine Partnerschaftsprojekte:
Bei dieser Variante müssen Organisationen oder Einrichtungen aus mindestens zwei EU-Ländern beteiligt sein, sie kann 6-24 Monate dauern und wird mit wahlweise 60.000 oder 30.000 Euro gefördert.
Große Partnerschaftsprojekte
Hier müssen mindestens drei Einrichtungen aus mindestens drei Programmländern beteiligt sein. Ein solches Partnerschaftsprojekt kann 12 bis 24 Monate dauern und wird mit 100.000 bis 400.000 Euro gefördert.
Sonst noch interessant
Jugend für Europa fällt ein bisschen aus dieser Systematik raus, deshalb erwähne ich hier noch mal extra, dass über die Mobilitäten auch bi- oder trilaterale Jugendbegegnungen förderfähig sind.
Spannend finde ich auch das neue Förderformat ‚Jugendpartizipationsprojekte‘, denn sie können auch auf regionaler oder gar lokaler Ebene umgesetzt werden und benötigen nicht zwingend einen transnationalen Partner.
Jugendpartizipationsprojekte sollen die Beteiligung junger Menschen an der Zivilgesellschaft und am demokratischen Leben in Europa stärken, fördern und unterstützen. Ich werde dazu einen eigenen Beitrag schreiben, vorab-Info zu Jugendpartizipationsprojekten findest du hier
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