Dieser Beitrag ist der zweite Teil der Reihe zur Evaluation aus November 2018, nun frisch überarbeitet und ergänzt um digitale Tools, die du neben analogen Evaluationsmethoden für die Evaluation deines Projektes nutzen kannst.

Beispiele und Varianten 

Im Beitrag ‚Einfache Wege zur Evaluation‘ habe ich die Herangehensweise an Evaluation beschrieben, hier geht´s nun darum, Methoden so zu beschreiben, dass du sie in deinem Projekt gut umsetzen kannst.

Ich habe ihn für dich nun überarbeitet und an einigen Stellen ergänzt. So stelle ich dir neben konkreten, analogen Evaluationsmethoden nun auch digitale Tools vor, die du für dein Projekte nutzen kannst. 

Wie du in Teil I gelesen hast, gehören auch statistische Daten wie Teilnehmendenanzahl, gegebene Kursstunden, Zeitangaben und Orte usw. zu den Daten, die du zur Evaluation nutzen kannst. Die Vorgehensweise dazu muss ich dir aber nicht näher erläutern, wie ich meine. Ich konzentriere mich in diesem Beitrag auf Evaluationsmethoden, die die Teilnehmenden deines Projektes mit einbeziehen.

Los geht´s!

Evaluationsmethoden und ihre Varianten

Ich habe vier konkrete Methoden ausgewählt, die dir viele Variationsmöglichkeiten bieten.  Dazu gehören:

  • Das Projekttagebuch
  • Die Beobachtung
  • Feedbackrunden
  • Fragebögen

Die ersten drei Evaluationsmethoden sind recht einfach durchzuführen, der Fragebogen benötigt etwas Zeit in der Erstellung. Allerdings gibt es hierfür ganz gute Vorlagen, die du nutzen kannst. Doch dazu später mehr.

Welche Methode du auch wählst, denke daran, sie ordentlich vorzubereiten und mit den Zielen deines Projektes abzustimmen. In Teil I der Reihe habe ich das beschrieben, lies gerne dort noch einmal nach.

Anregende Gestaltung

Evaluation ist wahrscheinlich eher nicht das Thema, für das deine Teilnehmenden brennen, versuche also, sie interessant und anregend zu gestalten. Hier ein paar Tipps dazu:

  • Frage nicht nach einer Bewertung oder Beurteilung, sondern nach der Meinung deiner Teilnehmenden
  • Nutze Farben oder Bilder, wenn das zu deiner Methode passt
  • Benutze eine einfache, konkrete Sprache
  • Verwende keine Fachbegriffe
  • Nutzt du Fragebögen, mache sie so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich
  • Nutze bei einer Skala immer eine gerade Anzahl an Ankreuzmöglichkeiten, damit deine Teilnehmenden eine Tendenz angeben müssen
  • Stelle sicher, dass deine Skaleneinteilung klar und verständlich ist

Kritik hilft

Es ist schön, wenn du ausschließlich positive Rückmeldungen erhältst und deine Teilnehmenden rundum zufrieden mit deinem Projekt sind. Möglicherweise erhältst du aber auch kritische Äußerungen. Kritik kann dir helfen, dein Projekt zu verbessern. Denke daran, Evaluation dient auch der Qualitätssicherung deines Projektes, sie kann dir zeigen, wo du noch nachbessern kannst.

Doch nun zu den konkreten Methoden:

Das Projekttagebuch

Das Projekttagebuch wird auch Dokumentationsbuch oder Logbuch genannt. Es ist eine schriftliche Evaluationsmethode und kann auf verschiedene Weise genutzt werden.

1. Autoren sind die Teilnehmenden

Eine Variante ist, das Projekttagebuch reihum von den Teilnehmenden ausfüllen zu lassen. Du kannst für das Buch ein Raster entwickeln, das macht deinen Teilnehmenden das Ausfüllen leichter.

Mögliche Punkte wären:

Das habe ich heute getan/gelernt…

Das nehme ich heute mit…

Mein Highlight des Tages…

Weniger gut war heute…

2Autoren sind Projektleitung oder Multiplikatoren

Auch Mitarbeitende des Projektes können ein Projekttagebuch führen. Ein Raster wie bei den Teilnehmenden kann hilfreich sein und Aufmerksamkeit, Teilnahme und Motivation oder andere Kriterien, die dir wichtig sind, abfragen. Hier sollte aber auf jeden Fall auch Raum sein, um Projektänderungen oder andere wichtige Ereignisse einzutragen.

Plane für das Ausfüllen genügend Zeit – ca. 15 Minuten – ein. Das Projekttagebuch ist gut für eine Zwischenevaluation bei länger laufenden Projekten, kann aber auch in die Ergebnisevaluation einfließen.

Beobachtung

Jede Leitung einer Aktion beobachtet ihre Teilnehmenden und nimmt ihre Reaktionen auf. Meist geschieht das jedoch unstrukturiert und wird auch nicht dokumentiert. Wird die Beobachtung als Evaluationsmethode genutzt, geschieht aber genau das:

Die Leitung oder eine andere Projektkraft beobachtet die Teilnehmenden und dokumentiert erwünschte und nicht erwünschte Reaktionen. Auch hier ist es möglich, ein Raster zu entwickeln, Kriterien können zum Beispiel Aufmerksamkeit, Teilnahme und Motivation sein. Du kannst natürlich weitere Kriterien, die zu den Zielen deines Projektes passen, dazu nehmen.

Als Variante kannst du auch nur eine Person beobachten, läuft dein Projekt über einen längeren Zeitpunkt, kannst du diese Beobachtungen wiederholen und so mögliche Veränderungen dokumentieren.

Feedbackrunden

Bei den Feedbackrunden gibt es sehr viele Variationsmöglichkeiten. Du kannst sie als mündliche oder schriftliche Evaluationsmethode nutzen oder beide Varianten kombinieren. Du kannst eine Kartenabfrage starten, auf der die Teilnehmenden Sätze vervollständigen, sie einsammeln und dann dazu ins Gespräch kommen. Oder du lässt die Kartenabfrage weg und kommst direkt ins Gespräch. Vergiss aber auch hier die Dokumentation nicht, also schreibe mit!

Mögliche Satzanfänge wären

Das war (heute) gut…

Das wünsche ich mir…

Das würde ich ändern…

Außerdem möchte ich noch sagen…

Nützlich war, dass…

Weniger nützlich war, dass…

Mir fehlte, dass…

Ich fühlte mich wohl/nicht wohl, weil…

Wenn ich an morgen denke, geht es mir…

Bildhafte Feedbackmethoden

Zielscheibe

Du kannst die Feedbackrunde mit einer Zielscheibe gestalten, auf der die Teilnehmenden Punkte aufkleben oder Kreuze aufmalen. Die Zielscheibe hat verschiedene Themenfelder, zu denen du die Zufriedenheit abfragst. Je näher ein Punkt an die Mitte geklebt wird, umso höher ist die Zufriedenheit. Du kannst die Scheibe in beliebig viele Felder unterteilen. Hier siehst du ein Beispiel:

Die Zielscheibe zeigt nur die Bewertung, gibt aber keine Gründe an. Ist der letzte Punkt geklebt, kannst du dazu mit der Gruppe ins Gespräch kommen.

Koordinatenkreuz

Das Koordinatenkreuz – auch Fadenkreuz genannt – funktioniert ähnlich wie die Zielscheibe, bietet allerdings nur Platz für zwei Fragen. Je nach deinem Ziel ist das aber vielleicht ja schon ausreichend. Als Variante kannst du auch nur den rechten oberen Quadranten nutzen, in Fragebögen wird das manchmal so eingesetzt.

Auch nach dieser Evaluationsmethode bietet sich ein Gespräch an, um mehr über die Hintergründe der Bewertung zu erfahren.

Die Skala/ Das Barometer

Willst du mehrere Themen abfragen, aber keine Zielscheibe nutzen, kannst du Skalen einsetzen. Du wählst ein Kriterium, zu dem du gerne eine Bewertung deiner Teilnehmenden hättest und gibst verbal oder per Smiley entgegengesetzte Bewertungen vor. Mit einem Klebepunkt oder einem Kreuz geben die Teilnehmenden dazu ihre Meinung ab. Die Skala kannst du waagerecht oder senkrecht wie ein Barometer darstellen. Du kannst sie auch in Fragebögen einsetzen.

Der Fragebogen

Der Fragebogen ist die klassische schriftliche Evaluationsmethode. Du kannst ihn zum Abschluss der Veranstaltung an die Teilnehmenden verteilen oder ihn als Onlinebefragung versenden. Gerade letzteres erleichtert dir die Auswertung, da es viele Tools gibt, die die Antworten der Teilnehmenden in Echtzeit anzeigen – anonymisiert versteht sich.

Bei dieser Evaluationsmethode kannst du verschiedene Themenfelder abfragen. Überlege dir vorher, welche Kriterien wichtig für dich sind. Mache den Fragebogen nicht länger, als wirklich nötig ist.

Kollegentest

Ich hatte es eingangs bereits erwähnt, denke daran, deinen Fragebogen so einfach wie möglich zu gestalten und stelle sicher, dass er gut verständlich ist.

Bevor du ihn deinen Teilnehmenden gibst, teste ihn bei deinen Kollegen. Ich habe mal einen Fragebogen gemacht, den ich völlig einleuchtend fand, beim Kollegentest stellte sich dann heraus, dass einige eine Frage ganz anders interpretierten als ich das geplant hatte.

Offene und geschlossene Fragen

Du kannst deinen Fragebogen mit geschlossenen Fragen bestücken. Das sind solche, die man nur mit Ja oder Nein beantworten kann.

Beispiel: Hat dir die Veranstaltung gefallen Ja/Nein

Alternativ kannst du auch offene Fragen stellen, also solche, auf die man mit einem Text antwortet.

Beispiel: Was hat dir bei der Veranstaltung gut gefallen?

Der Vorteil der geschlossenen Fragen ist, dass du sie einfach auswerten kannst, es gibt ja nur zwei Antwortmöglichkeiten. Das ist bei offenen Fragen schwieriger, dafür kannst du hier aber Antworten erhalten, die deutlich aussagekräftiger sind als ein simples Ja oder Nein. Außerdem kannst du Zitate von Teilnehmenden erhalten, die du entsprechend anonymisiert für deinen Abschlussbericht oder deine Öffentlichkeitsarbeit nutzen kannst.

Es empfiehlt sich daher, auf dem Fragebogen wenigstens ein Feld für Kommentare oder Anmerkungen zu haben.

Die Skala in Fragebögen

Neben offenen und geschlossenen Fragen kannst du auf deinem Fragebogen den Teilnehmenden auch mehrere Antwortmöglichkeiten geben.

Beispiel: Fandest du die Inhalte der Veranstaltung interessant? Ja/Eher ja/Eher nein/Nein

Vermeide dabei Begriffe wie „manchmal“, „oft“ oder „selten“, da diese missverständlich sind und von den Teilnehmenden unterschiedlich interpretiert werden können. Arbeite stattdessen mit konkreten Angaben.

Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Statements anstelle von Fragen. Die Teilnehmenden können dann diesem Statement zustimmen oder es ablehnen.

Beispiel: Die Inhalte der Veranstaltung waren interessant. Stimme zu/Stimme eher zu/Stimme eher nicht zu/Stimme nicht zu

Links zur Evaluation

Ich sagte es bereits, einen Fragebogen zu erstellen ist etwas zeitaufwändig. Es gibt aber einige Vorlagen im Netz, die du nutzen kannst.

Unter den folgenden Links findest du Fragebögen im Wordformat, die du auf deine Veranstaltung anpassen kannst. Lösche heraus, was du nicht benötigst und ändere Texte, die nicht zu deinen Kriterien passen.

Hier findest du neben weiterführenden Infos zur Evaluation viele Vorlagen Evaluationsmethoden:

Evaluation entwicklungsbezogener Bildungsarbeit, eine Handreichung mit vielen praktischen Beispielen 

QS 19, Leitfaden für Selbstevaluation und Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe 

Für digitale Fragebögen gibt es inzwischen viele Anbieter und bei vielen gibt es eine kostenlose Testversion. Diese kannst du nutzen, wenn du zum Abschluss deines Projektes deine Teilnehmenden befragen möchtest.

Brauchst du regelmäßig ein Umfragetool, gibt es leider nur wenige kostenlose, die du dafür nutzen kannst. Da wäre zum einen Google-Forms, womit du Umfragen digital erstellen und in Echtzeitauswerten kannst. Ein anderes Beispiel ist Easy-Feedback, wo du die kostenlose Testversion unbegrenzt nutzen kannst.

Hier die Links:

Google Forms

Easy-Feedback

Mentimeter

Kennst du weitere gute Tools für die Evaluation? Dann teile dein Wissen gerne in den Kommentaren!

Fazit

Evaluation ist ein Mehraufwand für dein Projekt, keine Frage. Ich bin aber der Meinung, dass sich dieser Aufwand lohnt, denn du kannst hier kostbare Rückmeldungen erhalten, die dir helfen, dein Projekt auf Kurs zu halten. 


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